Lesenswert – Resignation ist kein Gesichtspunkt: Politische Reden und Feuilletons von Sven Hanuschek…


IMG-20230920-WA0000
Illustration Künstlerin Gudy Steinmill-Hommel

Obgleich Erich Kästner als Satiriker und selbsternannter Schulmeister bekannt ist, bezog der Dichter der Neuen Sachlichkeit in seinen Werken selten politisch Stellung und ist weniger für sein politisches Engagement bekannt als für seine Rolle des scharfen Beobachters. Dabei verfasste er bereits als junger Autor kritische Schriften zum Tagesgeschehen und durchlebte im Alter eine regelrechte Radikalisierung, nahm an Kundgebungen gegen Atomkraft und den Vietnamkrieg teil und hielt dort scharfzüngige Reden. Diese Leerstelle in der öffentlichen Wahrnehmung füllt Sven Hanuschek nun mit Leben, indem er kaum bekannte und zum Teil unveröffentlichte Texte Kästners zusammenstellt, kommentiert und in einem Nachwort einordnet. So entsteht ein faszinierender neuer Einblick in diesen weltberühmten Autor.
Das Buch ist im ‎ Atrium Verlag AG erschienen – auch über Amazon zu bestellen.

Der Lebenslauf von Erich Kästner erstreckt sich über fast sieben Jahrzehnte und ist geprägt von seiner bedeutenden Rolle als Schriftsteller, Lyriker und Journalist im 20. Jahrhundert.

Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden, Deutschland, geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und entwickelte früh eine Leidenschaft für Literatur und Schreiben. Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung studierte er Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Leipzig.

1928 veröffentlichte Kästner sein erstes Buch, “Herz auf Taille”, das ihm sofort Anerkennung in der literarischen Welt einbrachte. Sein Stil war geprägt von einer klaren und humorvollen Sprache, die sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprach. Bald darauf folgten weitere erfolgreiche Werke wie “Emil und die Detektive” (1929) und “Das fliegende Klassenzimmer” (1933). Diese Bücher wurden zu Klassikern der Kinderliteratur und brachten Kästner internationalen Ruhm ein.

Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten geriet Kästner aufgrund seiner politischen Ansichten und jüdischen Vorfahren in Konflikt mit dem Regime. Seine Bücher wurden verbrannt, und er wurde aus der Schriftstellervereinigung ausgeschlossen. Dennoch schrieb er weiter und veröffentlichte unter Pseudonymen, um Repressalien zu vermeiden. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der Wehrmacht als Soldat, jedoch lehnte er die Ideologie des Regimes ab.

Nach dem Krieg engagierte sich Kästner in der politischen Wiederaufbauarbeit und arbeitete als Journalist. Er setzte sich aktiv für Demokratie und Meinungsfreiheit ein und kritisierte scharf die deutsche Teilung und den Kalten Krieg. In seinen Werken wie “Notabene 45″ (1945) und “Der kleine Grenzverkehr” (1947) spiegelte sich seine Enttäuschung über die politische Situation wider.

Kästner war jedoch nicht nur als Schriftsteller aktiv, sondern auch als Verfechter der Kinderrechte. Sein Engagement für die Belange von Kindern und Jugendlichen führte dazu, dass er 1952 Präsident des Internationalen PEN-Clubs wurde, einer literarischen Vereinigung, die sich für die Freiheit des Wortes einsetzt.

In den 1950er und 1960er Jahren veröffentlichte Kästner weiterhin Romane, Gedichte und Essays. Sein Werk “Die Konferenz der Tiere” (1949) wurde als politische Allegorie auf den Kalten Krieg interpretiert und erfreute sich großer Beliebtheit.

Erich Kästner blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1974 ein aktiver Schriftsteller und Intellektueller. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind bis heute fester Bestandteil der deutschen Literaturgeschichte. Kästner wurde für sein literarisches Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter der Georg-Büchner-Preis (1957) und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1960).

Sein Leben und Werk sind ein Spiegelbild der turbulenten Geschichte des 20. Jahrhunderts, geprägt von politischen Konflikten und gesellschaftlichem Wandel. Erich Kästner wird nicht nur als herausragender Schriftsteller, sondern auch als engagierter Verfechter von Demokratie, Meinungsfreiheit und Kinderrechten in Erinnerung bleiben.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>